April 2020 | 3 Minuten


Interview

Werden beim Websurfen unsere Daten richtig geschützt?

Im Mai 2018 ist die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) innerhalb der Europäischen Union in Kraft getreten. Bis eine solche in der Schweiz umgesetzt wird, müssen sich sämtliche Schweizer Unternehmen an die DSGVO halten, wenn sie personenbezogene Daten von in der Europäischen Union lebenden natürlichen Personen verarbeiten. Das heisst aber noch lange nicht, dass die Grossunternehmen sich unsere Privatdaten unter den Nagel reissen werden. Mit einfachen Mitteln können wir unsere persönlichen Daten schützen und beim Onlinesurfen das Hinterlassen solcher Daten einschränken. Steven Meyer, Fachmann für Cybersicherheit bei der Firma ZENDATA in Genf, gibt uns einige Ratschläge.

Werden beim Websurfen unsere Daten richtig geschützt?

Steven Meyer, CEO und Mitgründer der Firma ZENDATA Cybersicherheit

Was wird aus unseren im Internet hinterlegten persönlichen Daten?

Daten werden in 2 Gruppen unterteilt: Unsere Daten werden bewusst z.B. in den sozialen Netzen geteilt oder beim Bestellvorgang in ein Formular eingetragen. Es betrifft aber auch unsere Daten durch die Nutzung von Apps in Smartphones oder im Internet am PC. Wenn wir beispielsweise zehnmal Likes auf Facebook hinterlassen, wird vom Netzwerk ein Teil Ihrer personenbezogenen Daten, wie Ihre religiöse Überzeugung oder sexuelle Orientierung, identifiziert. Dazu ist Ihre Biografie in Ihrem Profil gar nicht notwendig. Ihre Online-Handlungen erzählen viel mehr über Sie. Wenn Sie im Internet surfen, werden Ihre eingehenden Informationen mit Kennungen durch Kabelnetze, Fremdserver, Internetprovider von öffentlichen oder Privatorganisationen durchlaufen, um die Welt gehen, identifiziert und weitergenutzt.

Ist der Datenschutz für Privatpersonen von Nutzen? Oder ist es nur sinnvoll für Prominente, Unternehmen und Staatsdienste?

Auch als Privatperson ohne Medienpräsenz ist es wichtig sich darüber zu informieren, wie wir mit digitalen Medien und deren Werkzeugen umgehen sollen. Diverse unbekannte Firmen sammeln Informationen über Sie und Ihre Familie, verwenden sie für Geldzwecke und verkaufen sie weiter an Werbetreibende – sie dienen aber auch zu statistischen Zwecken. In naher Zukunft könnten die Krankenversicherungsträger beschliessen, die Prämien in bestimmten Regionen noch weiter zu erhöhen, falls dort Krankheiten mit höheren Behandlungskosten verbunden sind. Das Solidaritätsprinzip wäre somit gebrochen. Das ist nur ein Beispiel. Dennoch machen wir uns nicht verrückt. Wir müssen uns nur im Klaren sein, dass je mehr Informationen über uns gesammelt werden, desto grösser könnten gesellschaftliche Veränderungen hervorgerufen werden.

Gibt es Alternativen zu den Schwergewichten der digitalen Welt (GAFAM: Google, Amazon, Facebook, Apple, Microsoft)? Bieten sie mehr Sicherheit und Ethik an? Haben sich welche bewährt?

Zu nahezu jedem Schwergewicht der digitalen Welt existiert eine sicherere, werbefreie Alternative – wie beispielsweise DuckDuckGo als Alternative zu Google oder Diaspora zu Facebook. Der Erfolg dieser Werkzeuge ist aber mittelmässig und die Effizienz lässt zu wünschen übrig, da sie langsamer sind und sich mit dem Angebotsstandard der Schwergewichte nicht messen können. Die Benutzer verzichten lieber auf die Alternativen und greifen auf die effizientere Variante der GAFAM zurück – selbst, wenn sie sich darüber bewusst sind, dass ihre persönlichen Daten dabei genutzt werden.

Der kostenlose Zugriff bedeutet aber auch für uns, dass wir selbst zum Produkt geworden sind. Sind unsere Daten ein Zahlungsmittel, oder etwa nicht? Können wir künftig anderweitig zahlen als mit unserem Privatleben?

Es ist schwierig den Wert von Daten zu beziffern. Wenn wir das Risiko nicht eingehen möchten, dass unsere persönlichen Daten ohne unsere Einwilligung weiterverkauft werden, müssen wir dafür zahlen. Das heisst, Lizenzen für Software oder Online-Services zu kaufen und auf kostenlose Varianten zu verzichten. Der Skandal mit dem kostenlosen Antivirus „Avast“ ist ein typisches Beispiel dafür: Benutzerdaten wurden zugunsten eines Dritten ohne Einwilligung der Betroffenen weiterverkauft. Falls Sie ein kostenloses Produkt verwenden, ist es doch einleuchtend, dass der Hersteller oder Anbieter von anderen Einnahmequellen leben muss – auch durch Werbung. Viele Internetsurfer nutzen das Browser-Plug-in „AdBlock“ zum Schutz vor versteckten Viren in Werbungen.

Geben Sie uns einige Tipps zum persönlichen Datenschutz im Internet...

  • Erkundigen Sie sich über die Webseite bevor Sie Ihre Koordinaten oder anderweitige persönliche Auskünfte dort erfassen
  • Löschen Sie den Verlauf in Webseiten der GAFAM nach jeder einzelnen Nutzung. Passen Sie die Einstellungen in Ihrem Kundenkonto zur Speicherung und Teilung persönlicher Daten eigenhändig an
  • Wenn Sie eine App auf Ihrem Smartphone oder PC deinstallieren, löschen Sie auch den gespeicherten Verlauf und schliessen Sie den Account
  • Gehen Sie mit öffentlichen Wi-Fi-Netzen vorsichtig um – nutzen Sie eine VPN-Verbindung

Interview von
Vânia Gonçalves


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