Dezember 2023 | 10 Minuten
In der Schweiz werden Begriffe wie Corporate Social Responsibility (CSR)01, verantwortungsvolle Unternehmensführung, oder Unternehmensnachhaltigkeit benutzt. Die CSR umfasst verschiede Themen, wie z.B. die Arbeitsbedingungen (Gesundheitsschutz), das Wohlbefinden und die Interessen der Angestellten & der Verbraucher·innen, Menschenrechte, Prävention von Diskriminierung & Korruption, Umweltschutz, fairer Wettbewerb, usw.
Die CSR beruht auf gesetzlichen Vorschriften und sozialpartnerschaftlichen Vereinbarungen – diese werden schweizweit und international eingehalten. Die CSR wird in sämtliche Firmenbereiche, in die Strategie und in die Firmenkultur durch Verhaltenskodizes (erwartetes Verhalten) und Labels eingegliedert. Die Angestellten bekommen mehr Anerkennung, zeigen mehr Engagement und arbeiten an einem gemeinsamen Projekt. Gesellschaftliche Erwartungen und die Bedürfnisse von Anspruchsgruppen (Angestellte, Verbraucher·innen, lokale Gemeinschaften, Nichtregierungsorganisationen, usw.) sollen berücksichtigt werden – durch Transparenz und Dialogbereitschaft – zwei Erfolgsfaktoren bei der Umsetzung der CSR. Dabei werden gesellschaftliche Herausforderungen berücksichtigt, u.a. Fachkräftemangel, Arbeitslosigkeit, Wertschätzung von älteren Arbeitnehmenden und Work-Life-Balance.
Aus wirtschaftlicher Sicht ist die CSR unumgänglich und unerlässlich, da sie eine positive Wirkung auf die Wettbewerbsfähigkeit und auf die Produktivität der Angestellten hat (Reduzierung von Krankheit, Unfällen und Frühpensionierungen) und die Energie- & Rohstoffkosten reduziert. Die CSR trägt dazu bei, die Gesundheit und die Lebensqualität aufrechtzuerhalten und somit beträchtliche Kosten für die Gesellschaft einzusparen. Das verantwortungsbewusste Verhalten wirkt sich ebenfalls positiv auf die Motivation des Teams und beim Rekrutierungsprozess aus – beim Letzteren messen die Angestellten der Reputation, den Firmenwerten grosse Bedeutung bei, so z.B. Integrität, nachhaltige ökologische & Sozialeigenschaften. Dabei fallen die Personalrotation und die damit verbundenen Rekrutierungskosten geringer aus02. Es geht auch darum, die besten Talente ans Unternehmen zu binden und sie langfristig zu halten.
Laut Jolanda Grob, HR bei Zurich Schweiz03, trägt die Förderung der Ausbildung und des Berufseinstiegs von jungen Menschen und das Bildungsplanangebot zur Integration & Reintegration von Quereinsteiger·innen oder von Personen mit erschwertem Zugang zum Arbeitsmarkt dazu bei „einen Beitrag an die Gesellschaft zu leisten und gleichzeitig die Diversität in unserem Unternehmen zu steigern“. Dies fördert die Innovation, stärkt die Leistungsfähigkeit und die Kundenbindung.
Der erscheinende Report 2021 YPAI - Young Professional Attraction Index04 bei über 2000 Studierenden und Berufseinsteigenden veranschaulicht die Bedürfnisse und die wichtigsten Entscheidungsfaktoren von Young Professionals nach ihren Traumarbeitgebenden. Daraus geht hervor, dass sich das Interesse und die Motivation der Kandidat·innen auf einige Geschäftsbereiche und auf einen Fachkräftemangel auswirken. Aus dieser Studie geht weiter hervor, dass in Krisenzeiten eine starke Strahlkraft von Marken für Young Professionals ein entscheidender Faktor ist – dazu gehören Sinnhaftigkeit, gesellschaftliches Engagement und Nachhaltigkeit bei der eigenen Arbeit. Wenn auch noch Aufstiegs- und Weiterbildungsmöglichkeiten angeboten werden, können sie sich eine langfristige Zusammenarbeit vorstellen. Dazu zwei Erfahrungsberichte aus unserer Umfrage (Welche Unternehmen sind am attraktivsten?, Echo Nr36, p-6-1005) bei den Teilnehmenden in den Praxisfirmen zur Veranschaulichung:
„Es ist sehr wichtig für mich, mich mit dem Unternehmen zu identifizieren. Ohne das soziale & Umweltengage-ment des Unternehmens könnte ich mir nur bedingt vorstellen, dort weiterzuarbeiten.“
Stellensuchender zwischen 25 und 35 Jahren
„Wenn ich meine Arbeit nicht mögen würde, wäre es für mich schwierig, weiterzumachen – unabhängig von Lohn- & Sozialbedingungen.“
Lernende Grundausbildung zwischen 15 und 24 Jahren
Die junge Generation möchte sich auch zu 90% durch Firmenmassnahmen sozial und ökologisch engagieren06 und erwartet vom Unternehmen ein ernsthaftes, effizientes und verantwortungsvolles Engagement.
Das Firmenengagement mit einer stark ausgeprägten CSR07 sollte sich während des Rekrutierungsprozesses im Stellenangebot widerspiegeln. Beim Vorstellungsgespräch werden den Bewerbenden Fragen gestellt, bei welchen sie über ihre eigenen Erfahrungen berichten oder ihre praktischen Ideen zum Thema einbringen können. Der Rekrutierungsprozess muss sich regelmäßig an den ständigen Wandel der CSR anpassen, dabei sollte die Vielfalt aktiv gefördert und der Diskriminierung im Unternehmen entgegenwirkt werden.
Andere Kriterien, wie ein gutes Gehalt, Sinnhaftigkeit bei den Arbeitsaufgaben, Benefits und Aufstiegs-/Weiterbildungsmöglichkeiten im Unternehmen, spielen ebenfalls eine ausschlaggebende Rolle für die Wahl eines zukünftigen Arbeitgebenden und bei der nachhaltigen Unternehmensbindung.