September 2024 | 10 Minuten


Gesellschaft

Künstliche Intelligenz in den kaufmännischen Berufen: Bedrohung oder Chance?

Die zunehmende Integration von künstlicher Intelligenz (KI) in verschiedene Wirtschaftssektoren hat zu hitzigen Diskussionen über ihre Auswirkungen auf die Beschäftigung geführt. In den kaufmännischen Berufen, in der menschliche Interaktionen und das Verständnis für Kunden-Bedürfnisse von zentraler Bedeutung sind, fragt man sich, ob KI eine Bedrohung oder eine Chance für die Fachkräfte in diesem Bereich ist.

Künstliche Intelligenz in den kaufmännischen Berufen: Bedrohung oder Chance?

KI: Bedrohung oder Chance für die Zukunft der Arbeit?

Künstliche Intelligenz steht im Mittelpunkt zahlreicher Debatten, insbesondere im Bereich der Weiterbildung. Als treibende Kraft der digitalen Transformation verspricht sie Effizienzsteigerungen und innovative Geschäftsmodelle. Sie ist auch Anlass zur Sorge um die Zukunft traditioneller Arbeitsplätze. Wir erkunden die Veränderungen der Berufe in der Unternehmensführung, im Handel und im Verkauf. Gleichzeitig analysieren wir die neu zu entwickelnden Kompetenzen sowie die ethischen, rechtlichen und ökologischen Herausforderungen, die mit dieser Technologie verbunden sind.

Eine Revolution der Berufe im Management und im Handel

In der Unternehmensführung bietet die KI leistungsfähige Werkzeuge zur Automatisierung von Verwaltungs-, Analyse- und Planungsaufgaben. Eine KI kann z.B. massive Informationsmengen in kürzester Zeit verarbeiten und so schnellere und dokumentierte Entscheidungen erleichtern. Die Automatisierung repetitiver Aufgaben ermöglicht es, sich auf strategischere Aufgaben zu konzentrieren. Allerdings werden dadurch die Verwaltungs-Berufe und die Buchhaltung neu definiert. Diese müssen sich zu Rollen entwickeln mit einem verstärkten Fokus auf die Daten-Interpretation und die Beratung.

Im Handel und Verkauf verändert die KI die Kundenbeziehungen. Chatbots und Empfehlungssysteme zum Beispiel unverzichtbare Werkzeuge. Vertriebsmitarbeiter mit Kundenkontakt müssen die prädiktive Analyse beherrschen, um Bedürfnisse zu antizipieren und Angebote in Echtzeit zu personalisieren. Deren Fachwissen wird um neue technologische Dimensionen erweitert.

Laut einer Studie von McKinsey01 können mithilfe bestehender KI-Technologien in wissensbasierten Berufen Tätigkeiten automatisiert werden, die derzeit bis zu 70% der Arbeitszeit in Anspruch nehmen. Die zunehmende Fähigkeit der generativen KI, natürliche Sprache zu verstehen, beschleunigt diesen Prozess und ermöglicht auch die Übernahme von kollaborativen und entscheidungsorientierten Aufgaben. Bis zum Jahr 2060 könnten so fast 50% der heutigen Arbeitstätigkeiten automatisiert werden.

Neue Kompetenzen

Das Aufkommen von KI schafft neue berufliche Möglichkeiten. In der Unternehmensführung sorgen Experten für Algorithmen-Governance dafür, dass KI-Modelle ethisch korrekt und im Einklang mit den Vorschriften eingesetzt werden. Unternehmen stellen auch Spezialisten für Datenwissenschaft, KI-Ingenieurinnen oder Entwickler von intelligenten Lösungen ein, die auf ihre spezifischen Bedürfnisse zugeschnitten sind. Nichtsdestotrotz bedeutet dies nicht, dass alle Tätigkeiten durch KI ersetzt werden. Vielmehr werden einige automatisiert, während andere ausgeweitet werden.

nouveaux métiers

Neue Berufe im Zusammenhang mit künstlicher Intelligenz 02

Schema: Kognitive Belastung / Technisches Wissen

  • 1. KI-Coach
  • 2. KI-Leistungsprüfer
  • 3. Nano-Coach
  • 4. KI-Ausbildnerin
  • 5. Daten-Kategorisierer
  • 6. Datenbereinigerin
  • 7. KI-Qualitätsmanagerin
  • 8. Wizard of Oz
  • 9. Verantwortlicher ethische KI
  • 10. Projektleiterin KI
  • 11. Entwickler angewandter KI
  • 12. Datenerstellerin
  • 13. KI-Erklärerin
  • 14. KI-Ingenieurin
  • 15. KI-Jurist
  • 16. KI-Architektin
  • 17. Erschafferin von Robotiksimulationen

Ethische und rechtliche Herausforderungen: Urheberrecht, Datenschutz und kognitive Verzerrungen

Der Aufstieg der KI wirft verschiedene ethische und rechtliche Fragen auf. Diese sind noch nicht allen Nutzern dieser Technologie vollständig bekannt und von ihnen verstanden worden. Hier sind einige Informationen rund um die wichtigsten Fragen:

Urheberrecht

Laut dem Geneva Graduate Institute sind nach Schweizer Recht Werke, die ausschliesslich von KI geschaffen werden, nicht urheberrechtlich geschützt. Der Schutz wird nur der natürlichen Person gewährt, die das Werk geschaffen hat, und das Werk eine geistige Schöpfung sein muss.

Im Falle von KI-gestützten Schöpfungen bleibt der aktuelle Urheberrechtsrahmen anwendbar. Bei KI-gestützten Werken ist die von mehreren Ländern akzeptierte Lösung, dass die Urheberschaft in der Regel der Programmiererin der KI zugesprochen wird. Das bedeutet, dass das Urheberrecht der Person zugesprochen wird, die das Computerprogramm erstellt hat, mit dem das Bild erstellt wurde.

Um Missverständnisse zu vermeiden und so transparent wie möglich zu sein, sollten Sie auf Ihren Inhalten angeben, dass sie mithilfe von künstlicher Intelligenz erstellt wurden.

Schutz von Daten

Die Nutzung von Daten (Big Data) ist ein Vorteil, bringt aber auch strenge gesetzliche Auflagen mit sich, wie z. B. die der Allgemeinen Datenschutzverordnung (DSGVO) in Europa. Es ist von entscheidender Bedeutung, dass Unternehmen robuste Richtlinien einführen, um sicherzustellen, dass ihre KI-Lösungen diese Standards einhalten. Die Schweizerische Eidgenossenschaft hat eine entsprechende Verordnung03 herausgegeben.

Kognitive Verzerrungen

Wie das Unternehmen YB Conseils & Solutions, das auf KI-Risikomanagement spezialisiert ist, erwähnt, können KI-Systeme verschiedene Verzerrungen aufweisen, die aus unterschiedlichen Quellen stammen, z. B. von Menschen (human cognitive), unbewussten Vorurteilen der Entwickler (engineering) oder Trainingsdaten (data). Es ist sicherzustellen, dass der Lösungs-Anbieter eine gründliche Daten-Prüfung vorgenommen hat, die zum Training seiner Algorithmen verwendet werden. Wichtig ist auch die Einrichtung kontinuierlicher Feedback-Mechanismen, damit die Nutzerinnen Anomalien oder Fälle von verzerrten Ergebnissen melden können. Gleichzeitig sollten regelmässige Evaluierungsprozesse wie Robustheits- und Korrektheitstests von den Anbietern in den Lebenszyklus der Entwicklung von KI-Systemen integriert werden.

Sich weiterbilden, um Chancen zu nutzen

Anstatt sich vor den KI-Auswirkungen zu fürchten, ist es entscheidend, sie als Chance für Transformation und Entwicklung zu begreifen. Weiterbildung spielt eine zentrale Rolle, damit Fachkräfte die Fähigkeiten erwerben, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Berufe verändern sich, neue Rollen entstehen, und um den grössten Nutzen aus der KI zu ziehen, ist es entscheidend, die Herausforderungen zu beherrschen. Das Gleichgewicht zwischen technologischer Innovation, sozialer Verantwortung und Umweltfreundlichkeit ist der Schlüssel, um KI zu einer positiven Kraft für die Zukunft der Unternehmen zu machen.

Die ökologischen Auswirkungen der KI

Ein weiteres, oft unterschätztes Thema sind die ökologischen Auswirkungen der KI. Komplexe Algorithmen und maschinelle Lernprozesse benötigen massive Datenmengen und Energie. Somit tragen sie zum CO2-Ausstoss bei. Die Rechenzentren, in denen diese Informationen gespeichert und verarbeitet werden, verbrauchen enorm viel Strom, der häufig aus nicht erneuerbaren Quellen gewonnen wird.

Um diese Auswirkungen zu verringern, können verschiedene Strategien eingesetzt werden. Hier einige Vorschläge des Think Tanks Impact AI04, die Sie in Ihrem Unternehmen umsetzen können:

  • Bewerten Sie die Chancen, die sich aus der Entstehung neuer Technologien ergeben.
  • Einen globalen Green-IT-Ansatz definieren (digitale Nutzung, Datenmanagement...).
  • Sensibilisierung und Schulung der Mitarbeitenden in Bezug auf die CO2- Auswirkungen von KI.
  • KI sparsam einsetzen (Einsatz nur bei Bedarf, Priorisierung eines sparsameren KI- Modells, Begrenzung unnötiger Daten usw.).
  • Den Einsatz von Deep Learning einschränken und weniger aufwendige Modelle priorisieren.
  • Das Training von Algorithmen und neuronalen Netzen auf ein Minimum beschränken.
  • Erstellen Sie eine Richtlinie für die Archivierung, den Ablauf und die Löschung von Daten ein, um den unnötigen Energieverbrauch zu begrenzen.
  • Eine akzeptable Mindestleistung festlegen, bei deren Überschreitung die Optimierungen eingestellt werden.

Wie steht es mit KI bei Helvartis?

Wir sind uns bewusst, wie wichtig es ist, neue KI-Kompetenzen in unser Netzwerk aufzunehmen. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben bereits einen Einführungstag zur Nutzung verschiedener KIs absolviert. Und unser Seminar in diesem Herbst für die Coaches, die in unseren Schweizer Praxisfirmen tätig sind, ist auf die Nutzung von KI-Plattformen ausgerichtet. Wir werden dort verschiedene Praktiken erforschen und können diese dann an die Teilnehmenden weitergeben, die unsere Business-Practice-Unternehmen durchlaufen werden.

Vânia Gonçalves

Quellen
secsuisse.ch
libguides.graduateinstitute.ch
rts.ch
yb-cs.ch


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