Persönliche Kompetenzen weiterentwickeln

Rekrutierer legen immer mehr Wert auf soft skills – diese beziehen sich nur auf persönliche Kompetenzen und können möglicherweise beim Bewerbungsgespräch ins Gewicht fallen. Wissen Sie eigentlich, Ihr eigenes Potenzial zu identifizieren und weiterzuentwickeln?

Fachkompetenzen (hard skills) können einfach sichtbar gemacht werden. Die Ermittlung von persönlichen Fähigkeiten kann sich hingegen als schwierig erweisen. Obwohl wir alle Eigenschaften besitzen, diese hervorzuheben und zu zeigen, kann es für viele Personen – aus Bescheidenheit oder aus Furcht vor Arroganz – problematisch werden. Bei der erfolgreichen Realisation unserer Projekte spielen Sozial- und Fachkompetenzen eine gleichwertige Schlüsselrolle.

Selbstreflexion

Bei jeder Lebenserfahrung werden Kreativität, Sozialkompetenzen, usw. an den Tag gelegt. Die Selbstreflexion verschafft Ihnen beispielsweise ein besseres Verständnis Ihrer eigenen Erfahrungen in Bezug auf Ihre zwischenmenschlichen Beziehungen. So bringen Sie Ihre Stärken zum Vorschein. Dank Ihren Erfolgen und Herausforderungen im Privat- und Berufsleben werden Sie Ihre relevanten Eigenschaften erkennen und nachweisen können.

Sie können fremde, professionelle Hilfe hinzuziehen, indem Sie bei einer Fachperson aus der Laufbahnberatung eine Standortbestimmung durchführen. Oder Sie befragen Ihre Freunde nach ihrer ehrlichen Meinung, wie Sie von ihnen wahrgenommen werden.

Können Kompetenzen weiterentwickelt werden?

Jeder von uns ist der eigene Herr seiner Weiterentwicklung. Ihre Schwachstellen können nachgebessert oder Ihr Einfühlungsvermögen gestärkt werden. Ein breitgefächertes Angebot an Fachliteratur befasst sich mit dem Thema Persönlichkeitsentwicklung. Zahlreiche Online-Instrumente zum Skizzieren der Hauptzüge Ihrer Persönlichkeit wurden ebenfalls erarbeitet. Einer der bekanntesten Persönlichkeitstests MBTI (Myers-Briggs Type Indicator) wird Ihnen mittels Ihrer Antworten auf gezielte Fragen Auskunft geben, ob Sie eher extrovertiert, introvertiert, intuitiv, besonnen, usw. sind. Mit diesem Test sollen Sie nicht in eine Schublade gesteckt werden. Sie sollen herausfinden, welche Berufstätigkeit Ihrer Persönlichkeit entspricht oder welche Ausbildung zur Entwicklung neuer persönlichen Kompetenzen für Sie geeignet ist. Sie werden in Ihrem Beruf und in zwischenmenschlichen Beziehungen souveräner auftreten können.

Die Stärken zum Vorschein bringen

Nachdem Sie Ihre Fähigkeiten ermittelt haben, geht es nun darum, diese genau zu beleuchten. Falls Ihr Lebenslauf verfälscht ist, sieht es für Sie eher schlecht aus. Gestalten Sie Ihren Lebenslauf so, dass Ihre im Dokument erwähnten Selbstkompetenzen tatsächlich in die Praxis umgesetzt wurden. Geben Sie praktische Beispiele an. Wenn Sie beispielsweise ehrenamtlich tätig sind, ist es für Sie von Vorteil und weist auf Ihre persönlichen Fähigkeiten hin. Authentisch bleiben, ist auf jeden Fall der richtige Weg.

In der Praxis

In der kaufmännischen Praxisfirma (PF)

Beim Eintritt eines Praktikanten werden beim Vorstellungsgespräch erste Persönlichkeitszüge herauskristallisiert. Nach einem Monat soll der Praktikant konkrete Beispiele zu den im Lebenslauf aufgeführten soft skills nennen. Dann lesen wir die Arbeitszeugnisse nochmals durch und stellen die relevanten, identischen Aspekte hervor. Wir prüfen gemeinsam die Konsistenz der ausschlaggebenden persönlichen Fähigkeiten, welche bei einer künftigen Bewerbung in den Auswahlprozess einfliessen werden. Der Praktikant bereitet sich darauf vor, indem er auf Standardfragen aus Bewerbungsgesprächen antwortet.

Unsere Praktikanten führen einige Projekte durch – diese spielen bei der Ermittlung der persönlichen Kompetenzen eine sehr wichtige Rolle. Leadership, Teamfähigkeit, Eigeninitiative und Effizienz sind die Stärken, die in der PF meistgefordert sind, so Sébastien Moret, Coach in der PF Comm’zone in La Chaux-de-Fonds.

In der Privatwirtschaft

Frau Francesca Paupe, Fachfrau Human Resources beim Unternehmen Zuttion, nimmt die ausschlaggebenden persönlichen Kompetenzen unter die Lupe:

Persönliche Kompetenzen, bzw. soft skills, zusätzlich zu Fachkompetenzen, werden beim Bewerbungsverfahren immer gefragter. Die Überprüfung dieser Fähigkeiten kann manchmal schwerfallen.

Zunächst soll definiert werden, ob der Kandidat mit Leib und Seele beim Job ist. Sein Verhalten im Beruf lässt viele Schlüsse, beispielsweise über Enthusiasmus, zu. So kann der Rekrutierer überzeugt werden, ob der Bewerber der Richtige ist. Wenn der Kandidat hingegen seinen Beruf eher als Pflicht ansieht, wird er sich selbst verraten – dies wird seine Chancen beim angestrebten Job verkleinern.

Eine weitere sehr erstrebenswerte Kompetenz ist die Kommunikationsfähigkeit und der Umgang mit Menschen – besonders in kaufmännischen Berufen mit Kundenkontakt, Lieferanten oder in Zusammenarbeit mit Kollegen. Die gute Kontaktpflege dank offener, transparenter und regelmässiger Kommunikation spielt beim Ruf und Erfolg des Unternehmens eine Schlüsselrolle. Aus diesem Grund ist diese Kompetenz so wichtig. Ehrlichkeit ist entscheidend. Es geht nicht darum, einzig und allein seine Kommunikationstalente erfolgreich zu „verkaufen”, sondern eher mit Einfühlungsvermögen aufzutreten, da Kommunizieren auf dem Zuhören basiert.

In kaufmännischen Berufen ist Flexibilität und Verfügbarkeit ebenfalls angebracht. So wird das Engagement der Person herauskristallisiert – dieses ist die Voraussetzung für die berufliche Weiterentwicklung der Mitarbeitenden.

Teamgeist steht ebenfalls an oberster Stelle. Es soll herausgefunden werden, ob sich die Person beim aktuellen Team mit neuen Ideen einbringt, ohne es dabei aus dem Gleichgewicht zu bringen. Dies setzt aber viel Fingerspitzengefühl voraus.

Eigeninitiative ist auch ein wesentlicher Aspekt bei der Rekrutierung – insbesondere bei kaufmännischen Berufen. Vorgesetzte sind oft überlastet und brauchen dringend zur Entlastung personelle Unterstützung. Dieser Mitarbeitende soll mitdenken, vorausschauend handeln und angemessene Vorschläge unterbreiten.